Das Totenschiff von B. Traven

 

von David Augscheller

Ein Roman über staatliche Despotie über die Individuen und ein Roman über Identitäten. Das ist das Buch „Das Totenschiff“ von B. Traven, das von Georg Tressler mit Horst Buchholz und Mario Adorf in den Hauptrollen auch schon verfilmt worden ist. Die Geschichte handelt von einem amerikanischen Seemann, der in Antwerpen die Nacht mit einer Prostituierten verbringt und morgens, anstatt wieder auf sein Schiff zu steigen, verschläft. Nun ist er da, anonym, ohne Papiere, ein Niemand in einem fremden Land. Ein Nichts. Nicht einmal, dass er einmal geboren wurde, kann er beweisen. Erbarmungslos zeigt sich die staatliche Autorität, die ihn einmal nach Holland, dann nach Frankreich, nach Deutschland, sogar nach Spanien abschiebt. Bis es eines Tages dem Seemann gelingt, Arbeit auf einer alten Seekiste zu finden, der Yorikke, dem Totenschiff, das wertlose, aber hochversicherte Ladung transportiert und zuletzt damit auch untergeht. Auch wenn auf der Yorikke das Leben die Grenzen der Erträglichkeit erreicht, zumindest ein Hauch von Menschlichkeit ist doch zu verspüren, ja sogar so etwas wie Freundschaft entsteht. B. Traven ist ein Autor, dem es gelungen ist, bis zu seinem Tode unter Pseudonym zu schreiben und seine Identität hermetisch zu verschleiern. Bis heute weiß man de facto nichts über diesen Autor, dessen Bücher in vielen Sprachen übersetzt, weltweit veröffentlicht wurden. Ein Namenloser, der für Namenlose schrieb, für die Opfer staatlicher Allmacht und gegen den bürokratischen Moloch, dessen Aufgabe es ist, die Kontrolle über die Individuen zu bewahren und zu verstärkten. Wie aktuell dieses Buch doch ist.

B. Traven, Das Totenschiff. Die Geschichte eines amerikanischen Seemanns

Rowohlt Verlag 2006

Taschenbuch, 216 Seiten, ca. 6,00 Euro

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